Die Zunft St. Niklaus, gegründet im Jahr 1933, ist eine Quartierzunft der Stadt Zürich. Das Zunftgebiet umfasst die Quartiere Oerlikon, Seebach und Affoltern (Kreis 11). Der Name der Zunft geht zurück auf die ehemalige St.-Niklaus-Kapelle des Zürcher Grossmünsters im Zunftsprengel.
Das Zunftwappen vereinigt die wesentlichen Embleme der drei Gemeinde-Wappen: Pflugschar (Oerlikon), Glatt (Seebach) und Stern (Seebach, Affoltern).
Der Wahlspruch der Zunft St. Niklaus ist ein Bekenntnis zu Freundschaft, Treue, Tradition und stetiger Erneuerung. Er wird bei festlichen Anlässen von der Zünfterschaft in der Vertonung von Musikdirektor Ernst Lüthold gesungen.
Der Wahlspruch ist auch Teil des St. Niklaus Marsches, den Alex Eugster 1983 anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Zunft komponierte. Wenn der Zunftmarsch ertönt, erheben sich die Zünfter und singen – bei den entsprechenden Passagen – den Wahlspruch mit:
«St. Niklaus Zünfter seid bereit,
in ernster Zeit – in froher Zeit,
der Freundschaft Treu zu halten.
Glaubt unserem Wort, traut unserem Mut,
wir sind das junge Fleisch und Blut
der Alten … der Alten.»
Text von Gobi Walder, Vertonung durch Musikdirektor Ernst Lüthold
Stephan Klarer ist am 17. Januar 1972 in Zürich als Sohn des Ehrenzunftmeisters Peter Klarer und Enkel des Gründungsmitglieds Eugen Köberle geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Oerlikon. Sein Studium an der Musikhochschule Zürich schloss er mit Diplomen als Fagottist, Kapellmeister und Kirchenmusiker (Chorleiter) ab. Lange Jahre hauptamtlicher Kirchenmusiker in Zürich. Seit 1999 Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. 2020 Promotion zum PhD in Musikwissenschaft an der Kunstuniversität Graz.
Am Sechseläuten ist er seit seinem vierten Lebensjahr aktiv, zuerst in der Kindergruppe, dann als Zunftgeselle. 1999 Aufnahme in die Zunft. 2018 wurde er als Chronist in die Vorsteherschaft gewählt und am Hauptbott 2020 zum 11. Zunftmeister von St. Niklaus.
Die «Gesellen» sind die Jungzünfter der Zunft St. Niklaus; am Sechseläuten gut identifizierbar als wehrhafte, signalgelb-rote Bannerwache.
Was 1971 mit sechs Zünftersöhnen begann, wuchs über die Jahrzehnte zu einer stattlichen Gesellengruppe, in welche neben Söhnen aus Zünfterfamilien auch der Zunft und unserem Zunftsprengel verbundene junge Männer ab dem 18ten Geburtstag aufgenommen werden. Allen gemeinsam ist die Freude an gelebter Tradition, am Zunftleben und der generationenübergreifenden Zunftgemeinschaft.
Geführt vom Gesellenobmann ist die Gruppe auch unter dem Jahr aktiv, trifft sich – u. a. auch mit den Zünfterstöchtern – zum geselligen Austausch, besucht interzünftige Treffen, nimmt an den Zunftanlässen teil und unterstützt die Zunft tatkräftig, wo immer helfende Hände gefragt sind.
So schlagen die jungen Männer während ihrer langjährigen Lehr- und Gesellenzeit nicht nur Wurzeln in der Zunft, es reifen in dieser Phase nicht selten auch Freundschaften fürs Leben.
Nachwuchssorgen? Fehlanzeige! Anders als die landläufige Vorstellung eines eher altersschwächelnden Zunftwesens, strotzt das jungzünftige Zürich vor Eigeninitiative und sprühender Lebensfreude. So auch bei der Zunft St. Niklaus.
Wer auch nur einmal als Kind am Sechseläuten bei der Zunft St. Niklaus teilgenommen hat, wird sich ein Leben lang an die besondere Magie dieses farbenfrohen Spektakels erinnern. Bei nicht wenigen Kindern aus Zünfterfamilien springt bereits mit der unbändigen Vorfreude der «zünftige Funken» über: Das Anprobieren der Tracht vor dem Spiegel im Kinderzimmer und das endlose Hören von Liedern im Vorfeld des grossen Tages aktivieren das «Sechseläutenfieber», welches über Umzüge und Bööggenverbrennung hinaus konstant hoch bleibt und auch nach dem Fest nur langsam abklingt.
Junge Damen, die der Kindergruppe allmählich entwachsen, begleiten am Zug der Zünfte zum Feuer die Ehrengäste unserer Zunft als Ehrendamen. Zünfterstöchter, die später altersbedingt selbst nicht mehr am Kinderumzug teilnehmen, bleiben am Sechseläutenmontag als geschätzte Betreuerinnen der Kindergruppe noch viele Jahre aktiv mit der Zunft verbunden.
Wer dem Knabenalter entwächst, hat bei der Zunft St. Niklaus ab dem 16ten Geburtstag die Möglichkeit, in die Gruppe der Schankburschen einzutreten. Den Schankburschen obliegt es, die Zünfter bei den Hauptanlässen mit Tranksame zu versorgen und am Sechseläutenumzug den Zuschauern Wein auszuschenken. Auf diesem Weg lernen sie nicht nur das Zunftleben «von innen» kennen, sondern knüpfen auch erste Kontakte zu Zünftern und Gesellen. Verdienten Schankburschen steht so die Türe zur Gesellengruppe und entsprechend auch zu einem späteren Zunfteintritt weit offen.
Die Zunft St. Niklaus ist stolz auf Ihre Kyburger Dragoner, der stattlichen und im wahrsten Sinne des Wortes «sattelfesten» Reitergruppe, welche die Zunft bei ihrem Auftritt seit dem ersten Sechseläuten anführt.
Die Zunftreiter sind seit dem Jahr 2008 im Reitclub St. Niklaus Zürich organisiert. Hier pflegen sie an Reiteranlässen die Kameradschaft untereinander und mit Reitergruppen anderer Zünfte. Das Gros der St. Niklaus-Zünfter ist dem Reitclub als Passivmitglied verbunden und pflegt an geselligen Anlässen auch unter dem Jahr den Austausch mit seinen Kyburger Dragonern.
Rekrutierten sich die Zunftreiter früher aus der Zünfterschaft und den Mitgliedern des Kavallerie-Vereins Seebach, Oerlikon und Umgebung, so sorgen die Aktivmitglieder des Reitclubs heute aus ihren Reihen heraus für Nachwuchs aus dem Einzugsgebiet der Grossregion Zürich. Alle Kyburger Dragoner sind leidenschaftliche Reiter und nicht wenige verfügen über eine Concours-Lizenz und/oder haben beruflich mit Pferden zu tun.
Zweck des Reitclubs ist die Erhaltung der berittenen Kyburger-Dragoner der Zunft St. Niklaus und die Pflege der Kameradschaft seiner Mitglieder.
Die Stadtharmonie Zürich Oerlikon-Seebach, gegründet 1884, ist ein ausgebautes sinfonisches Blasorchester der Höchstklasse mit rund 80 Amateurmusikerinnen und -musikern.
Seit der Zunftgründung begleiten jedes Jahr rund 40 Musikerinnen und Musiker der Stadtharmonie Zürich Oerlikon-Seebach als kostümiertes Zunftspiel die Zunft am Sechseläuten. Die konzertanten Qualitäten unseres Zunftspiels kommen vor allem während des Auszugs am späteren Abend zur Geltung, wenn sich beim Warten auf den Einlass in ein anderes Zunftlokal die Gelegenheit zu einem kurzen Platzkonzert bietet.
Die Zunft St. Niklaus ist stolz und glücklich, eine Gruppe dieses sinfonischen Blasorchesters der höchsten Niveauklasse als Zunftspiel zu haben.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Bahnhofstrasse, mitten im Herzen der Stadt Zürich, befindet sich unser Zunfthaus Carlton, in dem praktisch sämtliche offiziellen Zunftanlässe stattfinden. Das Restaurant mit kosmopolitischer Lounge-Atmosphäre, das als Zunftstube dient, aber auch die unter Heimatschutz stehende Locanda, die Cocktailbar und der Weinkeller sind beliebte Treffpunkte unserer Zünfter.
Seit 2002 ist das Carlton das Zunfthaus der Zunft St. Niklaus, wo Zunftwirt Markus Segmüller mit seiner Frau Daniela und seinem Team sich um das kulinarische Wohlergehen der Zunft kümmern.
Die historische Zunft zur Schmiden stand 1933/34, bei der Gründung der Zunft St. Niklaus und ihrer Aufnahme in den Verband der Zünfte Zürichs, Pate. Daher verbindet uns eine besondere Beziehung mit unserer «Götti-Zunft».
Die Oltemer Fasnachtstradition geht bis ins 16. Jahrhundert zurück, geriet dann aber in Vergessenheit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fanden wieder vereinzelte Fachnachtsumzüge statt und im Jahr 1920 wurde die «Hilari-Zunft zu Olten» gegründet mit dem Zweck «dass in der Stadt Olten Humor und näärisches Getue eine säuberliche Pflege erfahren.»
Die Zunft St. Niklaus pflegt seit ihrer Gründung eine gute Beziehung zur Hilari-Zunft, die auf einen gemeinsamen Gründer, unseren ersten Stubenmeister Fritz Zuppinger, zurückgeht. Regelmässig werden Delegationen der Zünfte gegenseitig zu Anlässen eingeladen.
Die drei Ehrengesellschaften Kleinbasels entstanden um 1300 in Zusammenhang mit dem Stadtrecht Kleinbasels durch König Rudolf von Habsburg 1285. Der Name Hären geht auf das in ihrem Wappen abgebildete Fangnetz für kleines Federwild zurück und so waren denn in der Gesellschaft Jäger und Fischer vereinigt, aber auch niedrige Adelige. Später wurden auch Handwerker und anderer Bürger aufgenommen.
Am volkstümlichen Festtag des Vogel Gryff im Januar stellt die Gesellschaft zur Hären das Ehrenzeichen des Wilden Mannes. Das Stammlokal der Gesellschaft ist das Café Spitz. Durch gegenseitige Einladungen zu Sechseläuten oder Martinimahl bzw. zum Vogel Gryff oder zum Häremähli wird die zünftige Freundschaft gepflegt.
Der Stiftungsbrief der Kürschner von 1226 ist der älteste bekannte Zunftbrief auf dem Gebiet der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Es war im Mittelalter die Zunft der Kürschner und Schneider. Heute steht die Zunft allen Basler Bürgern offen, die Zünftbrüder setzen sich aber auch weiterhin für das Kürschnerhandwerk ein.
Delegationen unserer Basler Zunftfreunde sind immer gern gesehene Gäste an unseren Anlässen, genauso wie wir zünftige Feste am Rheinknie schätzen.
Das Gründungsdatum der Zunft der Bäcker und Müller ist nicht bekannt. Von 1411 bis 1798, im «Zunftstaat Schaffhausen», spielten sie aber eine wichtige politische Rolle. Im 19. Jahrhundert wurde die Zunft in eine öffentlich-rechtliche Kooperation, später in einen Verein umgewandelt. Heute besteht ihre Aufgabe in der Verwaltung und Verwendung des Zunftsfonds sowie in der Pflege von Freundschaft und Geselligkeit. Die Zunft zun Becken pflegt gesellschaftliche Kontakte zu zahlreichen Zünften in der Schweiz, so auch zur Zunft St. Niklaus.
Die Zuger Bäckerzunft wurde 1686 gegründet, die Müller und Bäcker waren wohl schon vor der Reformation in einer Bruderschaft – der Bruderschaft der Heiligen Jungfrau und Märtyrerin Agatha – vereint. Die Zunft fördert heute das Traditionsbewusstsein ihrer Berufsstände und pflegt den bürgerlichen Gemeinsinn und die Geselligkeit. Ihre Zunftstube ist das «Aklin am Zytturm». Für grössere Anlässe, wie zum Beispiel den traditionellen Chlausabend, trifft man sich im Hotel Guggital.
Durch regelmässige gegenseitige Einladungen wird die zünftige Freundschaft zwischen den Müllern, Bäckern und Zuckerbäckern aus Zug und der Zunft St. Niklaus gepflegt.
Zur Zeit der Mediation (1803-1814) wurde der Kanton Zürich in 65 Zünfte eingeteilt, neben den 13 alten in der Stadt entstanden neue, sogenannte Landzünfte. Regensdorf wurde der «Zunft Dällikon» zugeteilt. In der Restauration (1815-1830) wurde der Kanton in Ämter gegliedert, die Zünfte waren nur noch Wahlkreise. Mit der neuen Kantonsverfassung von 1831 wurde Regensdorf Zunfthauptort und es entstand die (Land)Zunft Regensdorf.
Bei einer neuerlichen Reorganisation, nur sieben Jahre später, verloren die Zünfte ihre politische Aufgabe und die Landzunft Regensdorf wurde aufgelöst. Anfang der 1960er Jahre initiierte eine Gruppe von Regensdorfern die Wiederauferstehung der Landzunft als Verein zur Pflege von Freundschaft, Tradition und der Entwicklung des Furttals. Seit 1972 läuft eine grosse Kinderschar – eingekleidet als Burgfräulein und edle Ritter – regelmässig als Gast am Sechseläuten-Kinderumzug mit. Die Landzunft Regensdorf pflegt zu allen Zünften Zürichs einen freundschaftlichen Kontakt. Die geographische Nachbarschaft der beiden Zunftsprengel verbindet jedoch unsere beiden Zünfte ganz besonders.
Der erste Familienausflug der Zunft, am 17. Juni 1934, ging in die Obwaldner Gemeinde St. Niklausen im Melchtal. Seither bestehen freundschaftliche Beziehungen mit dem Dorf, was sich unter anderem darin zeigt, dass alle zwei Jahre eine Gruppe von Schulkindern aus St. Niklausen am Kinderumzug und am Sechseläuten als Gäste mitmarschiert. Waren die Kinder früher bei den Zünfterfamilien privat untergebracht, können sie heute als Gruppe im Pfadihaus beim Zoo Zürich übernachten. Neben der offiziellen Bindung der Zunft an die Gemeinde bestehen auch langjährige persönliche Freundschaften, die oft auf eine frühere Begegnung mit einer Gastfamilie aus Zürich zurückgehen.