Das Sechseläuten beginnt für die St. Niklaus-Zünfter offiziell am Freitagabend mit der Eröffnung auf dem Lindenhof, dem Platz der Kantone. Dort treffen sie sich mit vielen Hundert anderen Besuchern – Constafflern, Zünftern aller Zürcher Zünfte und anderen Sechseläuten-Fans – um auf «e schööns Sächsilüüte» anzustossen und sich im Kollektiv auf die kommenden Festtage zu freuen.
Die Kyburger Dragoner nutzen derweil den Freitag, um sich mit ihrem traditionellen «Vorritt» und einem geselligen Beisammensein auf das Sechseläuten einzustimmen.
Am Samstagabend besuchen viele St. Niklaus-Zünfter mit ihren Gattinnen einen der diversen interzünftigen Sechseläuten-Bälle, um mit kostümierten Paaren der anderen Zünfte zu tafeln, zu tanzen und bis weit in die Nacht ausgelassen zu feiern.
Am Sonntag gehört die Innenstadt allen Zürcher Kindern; völlig unabhängig davon, ob ihre Familien mit den Zünften verbunden sind oder nicht. Am traditionellen Kinderumzug präsentiert sich der stattliche Harst der Kindergruppe unserer Zunft im Sujet «Zürcher Landbevölkerung 1750» mit ihren farbenfrohen Kyburger Trachten. Ein besonderer Höhepunkt sind unsere Kyburger Mini-Dragoner, die einzige Kinder-Reitergruppe am ganzen Kinderumzug. Alle paar Jahre bereichert darüber hinaus eine Kindergruppe unserer Obwaldner Freunde aus St. Niklausen, als Gäste unserer Zunft, den Zug der Kinder durch die Stadt Zürich. Viele unserer Zünfter geniessen zusammen mit ihren Partnerinnen und Freunden den farbenfrohen Umzug als Zuschauer am Strassenrand.
Verschiedene ältere St. Niklaus-Zünftersöhne und -töchter kümmern sich in verdankenswerter Weise als offizielle Betreuer («Chäfer») um das Wohlergehen der kleinen Teilnehmer vor, während und nach dem Kinderumzug; und im Kongresshaus helfen St. Niklaus-Zünfter im «Wirtschaftskomitee» mit, die erschöpften jungen Gäste nach dem kräftezehrenden Umzug zu bewirten.
Vor dem vom ZZZ für alle Sechseläuten-Helfer ausgerichteten «Chäferfäscht» am Sonntagabend im Restaurant Zeughauskeller, treffen sich alle interzünftigen Festteilnehmer zu einem fröhlichen und von der Knabenmusik der Stadt Zürich musikalisch krönend mit der vom Saal lauthals geforderten Nummer Eins («s'Eis!» = Sechseläutenmarsch) abgeschlossenen Apéro im Carlton, traditionell offeriert von der Zunft St. Niklaus.
Der Sechseläuten-Montag der Zunft St. Niklaus beginnt am späteren Vormittag, bei schönem Wetter im Innenhof des Carlton. Die erwartungsvoll herausgeputzte Schar der Zünfter mit ihren persönlichen Gästen, der Zunftgesellen und der Anwärter versammelt sich zum Apéro; die Vorsteherschaft begrüsst parallel dazu die Ehrengäste und die Gäste der Zunft. Musikalisch umrahmt wird dieser Auftakt zum Höhepunkt des Sechseläuten-Wochenendes traditionell von der Jugendmusik Zürich 11.
Das anschliessende Mittagessen ist eingebettet in die meist ernste und besinnliche Ansprache des Zunftmeisters, gefolgt von der pointierten Vorstellung der eingeladenen Ehrengäste, deren (hoffentlich) unterhaltsamen und witzig-angriffigen Reden sowie der jeweils ebenso scharfzüngigen Replik des Zunftmeisters.
Am Nachmittag folgt der Zug zum Feuer und das Verbrennen des Bööggs mit Umritt der Reitergruppen auf dem Sechseläutenplatz [Link zur Zugsordnung].
Nach der Rückkehr ins Carlton wird der Festgesellschaft das Nachtessen serviert, bei dem es gewöhnlich recht laut zu und her geht, da in der Regel keine offiziellen Reden mehr gehalten werden.
Am Abend folgt der Auszug, für viele Zünfter der eigentliche Höhepunkt des Sechseläutens. Angeführt von der Reitergruppe zu Fuss, dem Banner mit Bannerwache und dem Zunftspiel macht sich der stattliche Harst der Zunft auf zum Besuch dreier anderer Zürcher Zünfte. Auf den fremden Zunftstuben kreuzen ein St. Niklaus-Zünfter als Sprecher und der Zunftmeister der besuchten Zunft rhetorisch die Klingen mit Rede und Gegenrede.
Das gleiche Spektakel findet mit vertauschten Rollen auch auf unserer eigenen Zunftstube im Carlton statt, wo unser Zunftmeister mit seinen Stubenhockern von drei angriffigen Sprechern mit ihrem jeweiligen Harst besucht bzw. (je nach Qualität der Sprecher) «heimgesucht» wird.
Nach Abschluss der gegenseitigen Besuche, gegen Mitternacht, wird das Sechseläuten auf unserer Stube offiziell mit dem Singen der «Feurigen Bomben» beschlossen. Ein Mitternachtsimbiss stärkt einen Teil der Zünfterschaft für den Nachhauseweg und den anderen für dessen nächtliches Weiterziehen durch die Zunfthäuser, wo interzünftige Freundschaften gepflegt werden und gefeierte «Saubannerzüge» den betroffenen Zunftmeistern zu später Stunde noch einmal alles abfordern.
Die Gegend um Oerlikon gehörte bis 1442 zur Grafschaft und später zur Vogtei Kyburg. Darum wählte die Zunft St. Niklaus die Kyburg zum Sujet ihres Auftritts am Sechseläutenumzug. Dargestellt wird, in Kostümen des 18. Jahrhunderts, der «Grosse Brauch» auf der Kyburg. Dieses historisch verbürgte Fest wurde vom Landvogt ausgerichtet; im Gegenzug wurde die «Brauchsteuer» eingezogen, eine Abgabe, welche von seinen Beamten und Untertanengemeinden für Verwaltungsaufgaben seiner Vogtei zu entrichten war.
Der Martinstag war auch im alten Zürich ein bedeutender Tag. Zum Abschluss des bäuerlichen Wirtschaftsjahres am 11. November wurden nicht nur Löhne, Zinsen und Steuern fällig, es fanden anlässlich der Ablieferung des «Zehnten» auch Feste statt.
Die Zürcher Zünfte begehen Martini grossmehrheitlich mit einem feierlichen Festmahl auf ihren jeweiligen Stuben. Dieser Anlass ist das herbstliche Pendant zum Sechseläuten und wird je nach Zunft Martini- oder Pflegermahl genannt. Um gegenseitige Zunftmeisterbesuche zu ermöglich, werden diese Festmähler über die ganze «Martini-Saison» (Ende Oktober bis Ende November) verteilt individuell angesetzt.
Das stimmungsvolle Martinimahl der Zunft St. Niklaus findet jeweils an einem Novembersamstag in unserer Zunftstube im Carlton statt. Zum Auftakt treffen sich Zünfter mit ihren persönlichen Gästen in der Bar und die Vorsteherschaft mit den Ehrengästen im Weinkeller zu einem Begrüssungsapéro.
Hat sich die St. Niklaus-Martini-Gesellschaft anschliessend in der Zunftstube eingefunden, erfolgt der feierliche Einmarsch der Vorsteherschaft und der Ehrengäste; selbstredend zu den Klängen des Sechseläutenmarsches, intoniert durch das Zunftspiel oder eine befreundete Formation aus dem Zunftsprengel, den Musikverein Zürich-Seebach bzw. Zürich-Affoltern.
Als Ehrengäste empfängt die Zunft St. Niklaus jeweils den Meister einer historischen Zürcher Zunft oder den Constaffelherrn sowie den Meister einer Zunft der jüngeren Linie, jeweils mit einem Begleiter; manchmal auch einen Vertreter aus Wirtschaft oder Politik. Als Gäste der Zunft werden auch die Sprecher begrüsst, welche unsere Stube auf dem Auszug des vergangenen Sechseläutens mit ihrem Harst besuchten.
Weil die Bauern ihren «Zehnten» jeweils in Form von Naturalien entrichteten – so auch Federvieh – wurde die Martini-Gans über die Zeit zum traditionellen Martini-Festtagsschmaus. So kann es den Zürcher Zunftmeistern widerfahren, dass ihnen auf jeder der bis zu fünf Zunftstuben, auf denen Sie innert weniger Wochen als Redner auftreten, eine Gans aufgetischt wird. Eine zähe Angelegenheit, meist im wahrsten Sinne des Wortes. Umso dankbarer sind die Gäste und die ganze St. Niklaus-Martinigesellschaft, dass sie vom Team des Carlton mit einem fast immer gänzlich «gansfreien» kreativen Menü der Spitzenklasse verwöhnt werden.
Neben den kulinarischen Genüssen, der feierlichen Aufnahme von Neuzünftern und der Pflege der zünftigen Freundschaft, stehen am Martinimahl vor allem auch die verschiedenen Ansprachen im Mittelpunkt: Der Abend wird durch eine zunftmeisterlich-gehaltvolle Rede eröffnet. Im Laufe des Abends folgen die meist launigen und hoffentlich kurzweiligen Reden der eingeladenen Ehrengäste sowie die Replik des St. Niklaus-Zunftmeisters.
Es folgt im Kerzenschein und zu den Klängen der «Feurigen Bomben» der feierliche, traditionelle Zunftumgang, bei welchem sich – reihum – jedem Zünfter die Gelegenheit bietet, mit vielen seiner Mitzünfter und manchem Gast für einen kurzen, intimen Augenblick ein paar persönliche Worte zu wechseln.
Das offizielle Martinimahl der Zunft St. Niklaus endet nach dem Mitternachtsimbiss jeweils mit den Schlussworten des Zunftmeisters und dem gemeinsamen Singen des Wahlspruchs. Danach bleibt nicht selten noch eine – in Gespräche über Gott und das Zunftwesen vertiefte – Gruppe von Zünftern und Gästen bis in die frühen Morgenstunden beim Schlummertrunk in der Zunftstube sitzen.
In Erinnerung an die Gründung der Zunft St. Niklaus am 28. Dezember 1933 treffen sich die St. Niklaus-Zünfter jährlich im Dezember zur festlichen Gründungsfeier im Carlton. Höhepunkt des Abends ist jeweils der witzige welt- und lokalpolitische, aber auch kulturell und sportliche Jahresrückblick des Zunftmeisters sowie die Rangverkündung und Auszeichnung der fleissigsten Stammbesucher der letzten zwölf Monate.
Jeden Freitagabend treffen sich die St. Niklaus-Zünfter zu geselligem Beisammensein. Meist findet der Wochenstamm im Restaurant «Ö» im Hotel Sternen Oerlikon statt, am ersten Freitag des Monats jedoch in grösserem Kreis als Monatsbott mit Essen im Carlton und periodisch ebenfalls im «Ö».
Unser Sommeranlass findet jeweils an einem Freitagabend Ende August statt. Nach der zünftigen Sommerpause freuen sich die St. Niklaus-Zünfter, sich bei einem sommerlich-ungezwungenen Anlass, endlich wieder einmal in grosser Runde treffen zu können, sich auszutauschen und die zünftige Freundschaft untereinander zu pflegen.
Organisiert vom Kostümverwalter wird in der Stadt, im Zunftsprengel oder einer angrenzenden Gemeinde Neues besichtigt oder Bekanntes wiederentdeckt sowie zünftig getafelt.
Coronabedingt wurden die letzten Sommeranlässe als Grillfeste für die Zünfterfamilien ausgerichtet. Wer weiss, vielleicht ergibt sich ja aus dieser pandemiebedingten Alternativoption eine neue, bald schon liebgewonnene, eigene Tradition.
Stubete bezeichnet das gesellige Zusammensein von Freunden und Nachbarn in der Stube eines Gastgebers. Der Ausdruck – für den es bereits Belege aus dem 15. Jh. gibt, so 1456 für Zürich – findet sich vor allem in der östlichen Schweiz, in Zürich, Thurgau, St. Gallen und Graubünden.
Die erste «interzöiftigi Stubete» fand im Jahr 2016 statt und hat sich innert kurzer Zeit zu einem äusserst beliebten interzünftigen Stelldichein entwickelt, an welchem neben den St. Niklaus-Zünftern mit ihren Partnerinnen auch eine grosse Schar von Paaren anderer Zünfte und Gesellschaften teilnimmt.
Die Stubete findet jeweils an einem Samstag Ende Januar statt und ist somit der erste grössere Anlass im Zürcher Zunftjahr. Nach dem grossen Apéro in der Scheune des «Adlisbergs» wird das Essen im Stall und in den Stuben serviert. Für die jedes mal grandiose, aufgestellte Stimmung an der interzünftigen Stubete sorgt der verschmitzt-liebenswerte Peter Rymann mit seinem flotten Ländlertrio «Echo vom Loiwital» aus dem Kanton Obwalden.